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Michael Brückner

Das Leben ist ein Tanz



Vom Führen und Geführt-werden.


Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen, mit Unsicherheiten umgehen, sich selbst und andere Menschen führen - das alles sind Themen mit denen wir alle früher oder später konfrontiert werden, sowohl im beruflichen wie auch im privaten. Das kann zuweilen sehr herausfordernd sein und nicht wenige besuchen dafür dann Seminare für Führungskräfte oder lassen sich coachen.


Wie fändest du es, dir Erfahrung und Übung zu diesen Themen tanzend anzueignen? Ich hatte das Glück dies ungeplant durch zwei sehr unterschiedliche Tänze zu machen: dem Tango und dem Swing.


Auf den Tango habe ich mich erst nach dem Swing eingelassen und es auch bald wieder sein gelassen, aber es war trotzdem außerordentlich lehrreich. Im Vergleich zum Swing ist der Tango ein eher klassischer Tanz, in welchem die Rollenaufteilung klar ist: der Mann führt und die Frau lässt sich führen, wobei sich führen zu lassen nicht verwechselt werden sollte mit dem Folgen. Durch minimale kaum sichtbare Impulse werden Bewegungen eingeleitet, welche die geführte Person dann ihre eigenen Bewegungen ausführen lässt passend zu dem was die führende Person an Tanzfigur beabsichtigt. Es ist eine hohe Kunst sich diesbezüglich aufeinander abzustimmen, hat viel mit Intuition zu tun und bedarf einiges an Erfahrung auf beiden Seiten.


Der Swing hingegen ist in jeder Hinsicht modern und war anfangs geradezu revolutionär. Im Gegensatz zum Tango und auch nahezu allen anderen klassischen Paartänzen, sind die Tanzpaare nicht die meiste Zeit einander zugewandt, sondern öffnen ihre Figuren immer wieder nach außen bis hin zu akrobatischen Würfen und Sprüngen der einzelnen Tanzpartner. Seinerzeit war es zudem der erste Tanz, in welchem seitdem zum einen die Wahl zwischen führender und geführter Person beiden Tänzern freigestellt ist, auch ist ein häufiger Wechsel der Tanzpartner üblich, zum anderen war es auch der erste Tanz in welchem keine Rassentrennung mehr stattfand - Schwarze und Weiße haben schon in der 1920er Jahren miteinander Swing getanzt.


Beide Tänze werden mit diversen Figuren getanzt, für welche die Grundlagen anfangs natürlich erstmal gelernt werden müssen, wobei besonders die Aspekte des Führens und Geführt-werdens einiges an Übung erfordern. Dabei ist es wichtig einerseits den Partnern gegenüber weder zu viel Druck noch zu viel Widerstand entgegen zu bringen, was anfangs mit viel zu überwindender Unsicherheit einhergeht. Als führende Person muss man zudem regelmäßig Entscheidungen treffen, welche Figur als nächstes getanzt werden soll. Als geführte Person muss man ein Gefühl dafür entwickeln, welche Figur durch die Impulse eingeleitet wird, da beim Tanz nicht darüber gesprochen wird. Als erfahrene Tänzer ist es irgendwann garnicht mehr nötig sich an irgendwelche Schrittfolgen oder besondere Ausführungen von Figuren bewußt zu erinnern, da das dann rein intuitiv geschieht. Außerdem werden Anfängerfehler, welche bei Neulingen zu Unterbrechungen oder unschönen Figuren führen, bei erfahrenen Tänzern derart aufgefangen und überspielt, das sie Teil des Tanzes werden und garnicht mehr auffallen. Quasi eine Fehlerkultur die Fehler als Teil des Tanzes integrieren und nicht als unwillkommen betrachten.


Dieser letzte Aspekt, dahin zu kommen, dass man sich als führende oder geführte Person durch minimale Impulse Intuitiv in seiner Rolle wohlfühlen kann und das Gelernte so ausführt wie es zu der eigenen Person in Harmonie mit dem Gegenüber passt: das ist die höchste Kunst des Führens und Geführt-werdens.


Wie siehst du das, hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Oder interessierst du dich für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit diesen Themen? Laß es mich wissen!

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