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Den Beobachter beobachten

Aktualisiert: 13. Juni 2023


Sei es im Coaching, in der systemischen Organisationsberatung, in der Praxis der der Gewaltfreien Kommunikation, in der Körperarbeit mit der Alexandertechnik oder in der Meditation, immer geht es dabei auch um das Beobachten des Beobachters.


Aber was genau ist damit gemeint?

Im Coaching beobachte ich natürlich meine Kund:innen, den Prozess und mich selbst. Indem ich meine Beobachtungen mitteile, wecke ich die Aufmerksamkeit meiner Kund:innen in Bezug auf das Beobachtete, was allein schon hilft neue Perspektiven zu entwickeln.


Das Beobachten des Beobachters geht jedoch noch einen Schritt weiter, bzw. eine Ebene höher. Durch Achtsamkeitsübungen trainiere ich mich und meine Kund:innen, zu jeder Zeit die Beobachterperspektive einzunehmen, und zwar zusätzlich zum gewöhnlichen bewußten Erleben. D.h. wir beobachten unsere gegenwärtigen Gedanken und Gefühle ohne uns direkt mit Ihnen zu identifizieren, wir sehen sie kommen und gehen wie etwas das uns widerfährt. Durch diese hinzugewonnene Distanz SIND wir nicht mehr unsere Gedanken und Gefühle, wir sind vielmehr das beobachtende Bewusstsein. Dadurch fällt es uns wesentlich leichter die damit verbundenen Situationen von außen zu betrachten und objektiver mit ihnen umzugehen. Wir reflektieren also nicht mehr nur die allgemeine berufliche oder private Situation an welcher wir etwas ändern wollen, sondern darüber hinaus wie wir über diese Situation denken und was wir dabei empfinden. Das mag zunächst vielleicht banal klingen, bei näherer Betrachtung stellen wir aber fest, dass wir das üben müssen um uns daran zu gewöhnen. Zu leicht fallen wir in gewohnte alte Denk- und Verhaltensmuster zurück. Es erfordert ein hohes Maß an Achtsamkeit, sich dessen jeden Moment bewußt zu sein.


Um das Prinzip nochmal aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, zeige ich hier grob in der gebotenen Kürze wie es in den anderen oben genannten Ansätzen Anwendung findet.


In der systemischen Organisationsberatung wird im Gegensatz zur klassischen Organisationsberatung weniger auf die Zahlen und die Mitarbeiter:innen geschaut, das tut die Organisation idR ohnehin, sondern vielmehr auf das System, auf die Strukturen, in welchen die Mitarbeiter:innen und die Ergebnisse zu beobachten sind. Wenn System und Strukturen schlecht organisiert sind, dann können Mitarbeiter:innen und Ausgaben noch so sehr optimiert werden, eine nachhaltige Entwicklung des Unternehmens in Hinblick auf die sich rasch verändernde Umwelt ist damit kaum zu bewältigen. Indem jedoch beobachtet wird, wie die Mitarbeiter:innen und Prozesse in einem Unternehmen gesehen werden, lassen sich strukturelle Hürden die tiefer im System stecken überhaupt erst sichtbar machen und anschließend ändern. Es ist die Befreiung vom Tunnelblick: zu beobachten wie man es bisher gewohnt hat zu beobachten, bringt allein schon eine Veränderung, setzt eine Entwicklung in Gang. Es läuft auch hier wieder darauf hinaus, dass in der Organisationsberatung die beteiligten Personen ihren eigenen Blick auf die Organisation beobachten. Schon Albert Einstein hat es schön auf den Punkt gebracht: "Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind".


Mit der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) nach Marshall Rosenberg ist das erste was man in einer Konfliktsituation tut, sich ein Stopp zu geben und zu beobachten: die Situation, die Gefühle und Bedürfnisse, die während dessen bei einem selber und möglicherweise beim Gegenüber eine Rolle spielen, und welche Verhaltensänderungen nötig wären um den Konflikt nicht weiter eskalieren zu lassen.


Mit Hilfe der Alexander Technik lernt man, nicht sofort auf einen Impuls oder eine von außen erfolgte Aktion zu reagieren, sondern sich stattdessen ein Stopp zu geben, sich selbst zu beobachten und dabei jegliche körperliche Anspannung loszulassen, um dann bewusst zu entscheiden, wie man agiert, z.B. wenn das Telefon klingelt, also nicht sofort ranzugehen.


Beim Meditieren geht es u.a. darum, sich bewusst zu werden, dass man sich nicht von seinen Gedanken und Gefühlen beherrschen lassen muss, sondern dass man als Beobachter darüber steht, zwar diese Gedanken und Gefühle hat, sich aber nicht mit ihnen identifiziert.


Eigentlich handelt es sich dabei um ganz einfache Dinge, aber die Macht der Gewohnheit macht es einem oft schwer. Wer GfK anwendet, merkt sehr schnell wie leicht man in gewohnte Verhaltensmuster zurückfällt, aber wenn man einem geübten GfKler begegnet, wie ich aus eigener Erfahrung mit Rosenberg versichern kann, merkt man schnell, wie wirkungsvoll das Prinzip ist. Bei der Alexander Technik zeigt sich die Macht der Gewohnheit auf körperlicher Ebene: man meint etwas in seiner Haltung verändert zu haben, der Körper nimmt jedoch oft nach wie vor seine gewohnte ungesunde Haltung ein. Erst nach einigen Stunden der Schulung gewöhnt sich der Körper mit Hilfe des Beobachters die eigentlich natürliche Haltung wieder an.


Hast du Fragen dazu? Sprich mich gerne darauf an!






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