"Das Buch ist die Axt für das gefrorene Meer in uns" Franz Kafka
Im folgenden Text habe ich meine Reise durch die Welt der Bücher mit ihren wichtigsten Stationen aufgeschrieben. Es handelt sich dabei um Bücher, die mir Perspektiven eröffneten, dabei immer die existentiellen Themen des Menschseins behandeln und von den vielen Büchern die ich bisher gelesen habe, die bisher besten gewesen sind. Die Stationen der Reise sind die Titel Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben von Sogyal Rinpoche, Dzogchen von Namkhai Norbu, Integrale Vision und weitere Titel von Ken Wilber, Jetzt! - Die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle, Spirituellen Materialismus durchschneiden von Chögyam Trungpa, Das Leonardo-Prinzip von Michael Gelb, Das Enneagramm – Die neun Gesichter der Seele von Richard Rohr und Andreas Ebert, Biografiearbeit von Mathias Wais, Einbruch in die Freiheit von Jiddu Krishnamurti, Der Prophet von Khalil Gibran und das vorläufig letzte Buch hier ist The Ethical Slut von Dossie Easton und Janet W. Hardy. Anschließend findet sich noch eine Liste weiterer Bücher, auf deren Inhalt ich jedoch nicht eingehe. Ich habe mich schon früh mit den Fragen des Seins, über Gott und die Welt beschäftigt. Was mir nicht behagte war, dass es meistens darum ging, zunächst einmal etwas glauben zu müssen. Warum sollte ich etwas glauben, das vielleicht so in der Bibel steht, obwohl es auch nur von irgendeinem Menschen aufgeschrieben wurde. Der Buddhismus fühlte sich für mich irgendwie besser an, aber auch da gab es immer wieder Rituale, Symbole, Meister und Praktiken zu befolgen. Was ich wollte, war eigene Erfahrung und darauf gründendes Wissen statt einfach nur Glauben. Das tibetische Buch vom Leben und vom Sterben von Sogyal Rinpoche war für mich ein Einstieg zum Thema Buddhismus, den ich bedenkenlos jedem weiter empfehlen kann. Von der ersten Seite an strömte mir eine Wärme und Schönheit entgegen, wie von kaum einem anderen Buch das ich bisher gelesen habe. Es ist auf eine sehr persönliche Art mit eigenen Erlebnissen und Geschichten des Autors geschrieben, mit der Absicht, dem Menschen mit abendländischem Selbstverständnis buddhistische Weltanschauungen zu vermitteln. Es ist in zwei Teile gegliedert, der erste Teil handelt vom Leben und gibt einen guten Überblick über die verschiedenen buddhistischen Traditionen und Schulen, wo mir beim Lesen endlich klar wurde, dass die Menschen verschieden sind und manche halt entsprechend einfach nur Glauben brauchen, andere wiederum Rituale usw. Der mir entsprechende Zugang stellte sich als der des Dzogchen heraus. Es ist der direkteste Zugang, entweder man versteht oder eben nicht. Das Verstehen ist in diesem Fall dasselbe wie das Erleben, welches zur Erfahrung wird. Der zweite Teil handelt vom Sterben und ist eine für unser abendländisches Verständnis übersetzte Version des tibetischen Totenbuches. Hier wird über die Praktiken des Buddhismus zur Sterbebegleitung geschrieben. Dzogchen von Namkhai Norbu sowie auch Traum-Yoga vom gleichen Autor, waren für mich die Schlüssel zu dem, was ich gesucht hatte. Ein wie ich finde sehr aussagekräftiger Spruch besagt, dass: „Der Dzogchen Praktizierende meditiert ohne zu meditieren“. Traum-Yoga ist eine auf Dzogchen basierende Technik für luzides Träumen. Integrale Vision von Ken Wilber ist ein Buch, welches den Integralen Ansatz erstmalig versucht kurz und auf das Wesentliche reduziert zu umreißen. Ich verstehe diesen Ansatz als Rahmen für Disziplinen, deren unterschiedliche Sprachen und Selbstverständnisse einen fruchtbaren Austausch bisher verhindert haben, Disziplinen wie die Naturwissenschaften gegenüber den Sozialwissenschaften (u.a. den systemischen Ansätzen), die Geisteswissenschaften (auch Spiritualität) und individuelle subjektive Erfahrungen (welche den anderen Disziplinen nicht zugeordnet werden können). Der integrale Ansatz folgt dem Gedanken, daß die verschiedenen Disziplinen voneinander lernen können, und diese dadurch auf Irrtümer und Sackgassen aufmerksam werden können, die ihnen ihre Betriebsblindheit oft nicht selbst erkennen lässt. Eine Zusammenfassung der wesentlichen Elemente des Integralen Ansatzes findet sich in diesem Buch , was ein wenig sehr amerikanisch anmutend visuell stark aufbereitet, dennoch als Einstig meiner Meinung nach bestens geeignet ist. Eine sehr ausführliche und umfassendere Darstellung des integralen Ansatzes findet sich in der Veröffentlichung Integrale Spiritualität. Etwas älter, in Form von Fragen und Antworten geschrieben, ist das Buch Eine kurze Geschichte des Kosmos, welches eine Zusammenfassung der Arbeit von Ken Wilber darstellt, in welchem das Integrale Modell auch schon in Ansätzen zu erkennen ist. Zum Integralen Modell habe ich noch mehr geschrieben, zu finden unter Integrale Persönlichkeitsentwicklung Jetzt! - Die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle ist ein Buch, wie ich keines jemals vorher oder seitdem gelesen habe. Manche Leute können überhaupt nichts damit anfangen, finden es banal. Den meisten derjenigen, die es unter meinen Bekannten gelesen haben, geht es jedoch wie mir. Anders als alles andere ist es, weil Tolle aus einer Haltung, um nicht zu sagen "aus einer Dimension" heraus schreibt, die sich direkt auf meine Wahrnehmung auswirkt. Er benennt Dinge aus der Wechselwirkung von Gedanken und Gefühlen, die man direkt an sich selber beobachten kann, und das was er benennt, eröffnet einem Perspektiven mit einer Wirkung, wie ich sie mir in geschriebenen Worten klarer kaum vorstellen kann, bezogen auf die Wahrnehmung meiner Umwelt und meiner Selbst. Manchmal genügt es, wenn ich mal grad nicht weiter weiß, dass ich ein/zwei Absätze irgendwo im Buch lese, und schon ist mir wieder klar, worauf es (mir) wirklich ankommt. Es ist ein Buch, dessen Untertitel "Ein Leitfaden zum spirituellen Erwachen" wirklich dem entspricht, was es behauptet (sofern man dem Zitat Friedrich Schillers "Das wahre Mysterium liegt im Offensichtlichen" etwas abgewinnen kann). Dabei ist es nichts wirklich neues was er schreibt, er spricht vielmehr den inneren Kern des Menschen an, dasjenige, was wir eigentlich schon immer wussten, aber kaum in Worte zu fassen in der Lage sind und nur allzu oft durch banale und weniger banale Alltagssorgen verdeckt wird. Eckhart Tolle ist in der Lage, und daher mag es einigen als banal erscheinen was er schreibt, aber er trifft eben nicht nur der Pudels Kern. Ich empfehle es wärmstens allen, die sich mit ihrem Inneren, ihren Gedanken, Gefühlen, Willen und Wünschen auseinandersetzen möchten, und nicht nur Input wollen, sondern echte Einsicht. Spirituellen Materialismus durchschneiden von Chögyam Trungpa hat mir die bisher beste Definition und Unterscheidung von Buddhismus gegenüber Religionen geliefert. Außerdem wird auf die Fallen aufmerksam gemacht, in die jeder spirituell Praktizierende jeden Glaubens tappen und sich verirren kann. Das Leonardo-Prinzip von Michael Gelb, u.a. Lehrer der Alexandertechnik, ist wie ich finde ein sehr praxisbezogenes und inspirierendes Buch. Michael Gelb hat sich gefragt, wie es Leonardo Da Vinci - einem einzelnen Menschen – gelingen konnte, soviel im Leben zu tun, wie es für gewöhnlich gerade mal fünf Menschen schaffen. Leonardo war Erfinder, Künstler, Handwerker, Wissenschaftler, Lehrer und Lebemann in einem. Was unterschied ihn vom Normalsterblichen? Michael Gelb hat 7 Prinzipien herauskristallisiert, welche er anschaulich an Beispielen aus Leonardos Leben erläutert und in Form vieler Übungen für den Leser zugänglich macht. Man erfährt nicht nur viel über Leonardo, sondern lernt auch ganz neue Seiten und Perspektiven in Bezug auf sich selber kennen. Das Enneagramm – Die neun Gesichter der Seele von Richard Rohr (bayrisch-lutherischer Pfarrer) und Andreas Ebert (amerikanischer Franziskaner Priester) ist ein Buch über eine Typologie von Menschen. Wir sind unterschiedliche Typen von Menschen, ob unterscheidbar in feminin und maskulin (unabhängig vom Geschlecht) oder in den Temperamenten (ein Phlegmatiker kann einen Choleriker zum Wahnsinn treiben :-) – es hilft im Umgang mit anderen und sich selbst, herauszufinden wie unterschiedlich wir ticken, damit wir einen adäquaten Umgang mit anderen und uns selbst finden können. Das Enneagramm unterscheidet zwischen 9 Typen, welche sich aus der Kombination der drei Grundtypen Herz-, Bauch- und Kopfmensch ergeben. Beim lesen der 9 Typen erkennt man recht eindeutig, welchem Typ man entspricht und welchen Typen weniger. Natürlich hat man Anteile von allen, von manchen aber eben mehr und von anderen weniger. Über das Enneagramm gibt es sehr viel Literatur, das hier genannte ist mit Sicherheit eines der tiefer gehenden. Die Autoren sind ein katholischer Priester und ein evangelischer Pfarrer, die starke Bezüge zum Christentum und der Bibel aufnehmen, der Kirche aber dennoch kritisch gegenüber stehen. Es wird kein Schubladendenken gefördert, sondern typische Fallen der unterschiedlichen Typen aufgezeigt, und auch wie man ihnen entgehen kann und wo die Auswege zu finden sind. Noch in den späten 1960er Jahren wurde laut Ebert das Enneagramm in der Priesterschulung der katholischen Kirche als Geheimlehre weitergegeben. Biografiearbeit von Mathias Wais ist als Ratgeber geschrieben, welchen man sich sehr gut auch einfach komplett durchlesen kann, um Verständnis und praktische Hilfe für die eigene Biografie vor allem in Krisensituationen zu bekommen. Der zugrunde liegende Ansatz geht von Entwicklungsstufen des Individuums eingeteilt in Jahrsiebten aus. Neu für mich war, dass es hiermit einen auf praktischen Erfahrungen basierende Ansatz gib, der sich mit Themen und Fragen auseinandersetzt, die vor allem zwischen Berufseinstieg und Rente beobachtet werden können. Besonders hilfreich finde ich diesen Ansatz in meiner Arbeit mit Menschen zwischen 30 und 50, da in diesem Lebensabschnitt, in der Lebensmitte, oft eine Krise und eine Neuorientierung zu existentiellen Lebensthemen in den Fokus rücken. Sehr erhellend finde ich auch die Auseinandersetzung mit der Tatsache, dass nach Kindheit, Jugend, Ausbildung und Berufseinstieg mit oft einhergehender Familiengründung, ab der Lebensmitte weitere in Jahrsiebten einteilbare Lebensabschnitte mit typischen Themen und Fragen zur eigenen Entwicklung beobachtet werden können. Welche das sind, vor allem zwischen 35 und 42, 42 und 49, 49 und 56 usw. sowie besonders einschneidende Ereignisse und Phasen im Leben wie die Geburt eigener Kinder, der Tod von Nahestehenden, Trennung, Altern, Krankheit etc, werden auf sehr verständliche und konstruktive Weise beschrieben. Einbruch in die Freiheit von Jiddu Krishnamurti, konfrontiert mich immer wieder mit den existentiellen Fragen des Lebens auf allen Gebieten. Es geht an die Wurzeln und ist teilweise nicht leicht verdaubar, aber umso wirkungsvoller. Krishnamurti, der als Kind von den Theosophen als wiedergeborener Messias betrachtet und über 20 Jahre lang entsprechend von ihnen erzogen, "eingeweiht" und (auch okkult) geschult worden ist, bis er ihnen den Rücken gekehrt hat und verkündete, dass er nicht der Messias sei, übt auf mich eine besondere Faszination aus, vor allem auch wenn ich mir Aufzeichnungen einiger seiner Auftritte anschaue (siehe auch Youtube), wo sein Charisma Zeugnis einer Welt für mich darstellt, welche heute kaum noch zu existieren scheint. Der Prophet von Khalil Gibran, gehört für mich zu einem der schönsten Bücher über das Leben in allen Facetten, welches für mich an Weisheit und Poesie mit nichts zu vergleichen ist. Es ist ein Büchlein mit wenig Seiten, in welchem jedes Kapitel ein grundlegendes Thema des Lebens behandelt, wie Liebe, Ehe, Kinder, Arbeit, Schmerz, Gesetze, Freiheit, Tod, Freude, Schönheit, Religion, Zeit und noch einige andere mehr. Ein Buch, welches ich bedenkenlos jedem Menschen schenken könnte, der es noch nicht kennt. The Ethical Slut von Dossie Easton und Janet W. Hardy ist ein Nachschlagewerk zum Thema Polyamorie (nicht zu verwechseln mit der Polygamie, der Vielehe), also der Praxis von Liebesbeziehungen jenseits der Monogamie, Für mich zentral an diesem Buch ist die Betonung von Verantwortung, Liebe und Freiwilligkeit aller Beteiligten in polyamoren Liebesbeziehungen und wie das in der Praxis konkret aussieht. Die praktischen Erfahrungen der Autorinnen und die daraus gewonnenen Erkenntnisse, Regeln und Vereinbarungen für Liebesbeziehungen, sind meiner Meinung nach für monogame Beziehungen genauso wertvoll wie für das Singleleben. Das Buch eröffnet Welten von Möglichkeiten und zeigt deren Grenzen genauso deutlich auf. Und da auch viele Extrembeispiele angeführt werden, finde ich dieses Buch weit erhellender und praxisrelevanter als alles andere was ich an Literatur über Liebesbeziehungen bisher gelesen habe. Da dieses Buch bisher nur auf Englisch erschienen ist, habe ich das Vorwort dazu größtenteils übersetzt, zu finden unter dem Titel Was ist Polyamory
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